Regionale Lebensmittelproduktion am energieautarken Bauernhof

Wir bewirtschaften einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb im Mühlviertel auf knapp 700m Seehöhe mit den Schwerpunkten Legehennen-Haltung & Eiervermarktung, Junghennen-Aufzucht und Teigwaren-Produktion. Seit einigen Jahren hat sich bei uns – neben der Produktion und Vermarktung von hochwertigen regional erzeugten Lebensmitteln – auch die betriebliche Energieversorgung basierend auf den ohnehin vorhandenen Ressourcen (Flächen, Abfall- und Reststoffe) und die intelligente Energie-Nutzung zentral als neuer Betriebszweig etabliert.  

Die einzelnen betrieblichen Standbeine - als jeweils rechtlich eigenständige Betriebe geführt - werden im folgenden vorgestellt.

Legehennen-Haltung

Aufgeteilt auf mehrere Altersgruppen werden auf unserem Betrieb rund 40.000 Legehennen gehalten: 32.000 Hühner leben in Bodenhaltung, 8.000 Hühner in Freilandhaltung mit Auslauf auf unsere steilen Wiesen und natürlich geschützt durch eine neu angelegte Sanddorn-Plantage. Auf einer hofeigenen zertifizierten Eierpackstelle (AT40197EG) werden die Eier täglich abgenommen, sortiert und gemäß Kundenanforderung verpackt. Knapp 2 Drittel der Eier werden durch uns direkt vermarktet: wir beliefern zahlreiche Partner im Lebensmittel-Einzelhandel (regionale Listungen bei BILLA/ BILLA PLUS, SPAR, UNIMARKT, etc.) und viele eigenständige Kaufleute, genauso wie Hotellerie- und Gastronomiebetrieb, Bäckereien und Verarbeitungsbetriebe bis hin zu Privathaushalten. In der Hühnerhaltung ist uns ein ausgezeichneter Gesundheitsstatus der Hennen und eine hohe Qualität in der Futtermittel-Versorgung sehr wichtig, wodurch wir seit Sommer 2022 auch die Futtermittel-Logistik selbst übernommen haben. Die Richtlinien des AMA-Gütesiegels für Legehennen und die gentechnikfreie Fütterung unserer Hühner mit Donau-Soja sind uns auch besonders wichtig. 

 

Besonders stolz sind wir darauf 2023 im Finale des CERES-Awards der besten Geflügelhalter Europas gestanden zu haben.

Junghennen-Aufzucht

Als einer von ganz wenigen Betrieben in Österreich ziehen wir auch sämtliche Junghennen direkt auf unserem Hof auf und sind dadurch ein geschlossener Betrieb. In einem eigenen Aufzuchtstall (errichtet unmittelbar nach der Betriebsübernahme 2016) wachsen die regional zugekauften Tagesküken (Rasse: Lohmann Brown) zur legereifen Junghenne heran und übersiedeln dann in die Legestallungen. Auf unserem Hof führen wir jedes Jahr 2 Aufzuchten zu je 20.000 Junghennen durch, da wir in der Legehennenhaltung aufgrund des hohen Selbstvermarktungsgrades (Schalenqualität) auch einem Jahresrhythmus folgen. Für den Betriebserfolg bei den Legehennen ausschlaggebend ist die Phase der Junghennenaufzucht: wir investieren sehr viel Zeit und Aufwand in die Aufzuchtphase wodurch wir eine sehr gute Junghennen-Qualität erzielen können und mit hoher Herden-Uniformität, guter Nestgängigkeit und sehr guter Tiergesundheit belohnt werden. Das bedeutet für unseren Betrieb konkret, dass wir seit Beginn der eigenen Kükenaufzucht vor mittlerweile rund 9 Jahren überhaupt keine Antibiotika mehr einsetzen mussten und es auch mit der Umstellung in den Legestall keinen Leistungsknick mehr gibt, die Junghennen unmittelbar nach der Umstellung in den Legestall die Futter- und Wasseraufnahme unvermindert fortsetzten (wir achten auf die gleiche Futtermittel-Herkunft in der End-Aufzucht und im Legebetrieb, somit gleicher Geruch und Geschmack des Futters) und die Junghennen sehr zügig mit dem Eierlegen beginnen. Durch die große Uniformität der Herde bei der Einstallung und dem Wegfallen des Transport- und Umstellungs-Stresses haben wir in den Legestallungen selbst auch sehr viel weniger mit Krankheitsdruck und auch mit Milbenproblemen zu kämpfen. 

Teigwaren-Produktion

Aus einer Verwertungs- und Verarbeitungsmöglichkeit für kleine Eier heraus entstanden hat sich die hofeigene Teigwarenproduktion im Laufe der vergangenen Jahre in einen eigenständigen Gewerbebetrieb (Holzmann Teigwaren GmbH & Co KG) mit 4 betriebsfremden Mitarbeiterinnen entwickelt. Pro Woche werden rund 2,5 – 3 Tonnen Teigwaren produziert und über den Lebensmittel-Einzelhandel (regionale Listungen bei REWE, SPAR, UNIMARKT,), viele eigenständige Kaufleute und Hofläden sowie direkt ab Hof direkt vermarktet. In der Lieferlogistik werden selbstverständlich Synergien zwischen der Eier- und der Teigwarenlogistik genützt.

Unsere Teigwaren sind als einzige Nudeln Österreichs mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet, d.h. neben der ausschließlich österreichischen Herkunft der Zutaten (Durum-Grieß und Dinkel-Mehl werden von zwei oberösterreichischen Mühlen bezogen, Anbaugebiet: Österreich und hofeigenen frisch aufgeschlagenen und pasteurisierten Eiern) setzen wir auch auf laufendes Qualitätsmonitoring und -controlling durch ein externes unabhängiges Labor. Diese Strategie gibt uns recht: unsere Teigwaren wurden schon vielfach ausgezeichnet z.B. mit dem österreichischen PASTA-Kaiser oder dem PRODUKT-Champion.

Unser Schwerpunkt im Sortiment liegt bei „alltäglichen Formen“ wie Bandnudeln, Spaghetti, Spiralen, Fleckerl, Suppennudeln oder Lasagne, mittlerweile führen wir auch ein umfangreiches Sortiment an Dinkel-Teigwaren. Wir experimentieren nicht mit Geschmacksrichtungen, bieten aber zahlreiche Sorten auch in bunt an (gefärbt mit Spinat bzw. Paprika). Verpackt wird – je nach Sorte – vollautomatisch mit Mehrkopfwaage und Schlauchbeutel-Anlage bzw. teilautomatisch z.B. bei Spaghetti.

Für den gesamten Produktions- und Trocknungsprozess – der gerade bei Teigwaren sehr energieintensiv ist – wird ausschließlich selbst erzeugte Ökoenergie verwendet.

Entwicklung zum energieautarken Betrieb

Unabhängig zu sein und in Kreisläufen zu denken war schon immer wichtig für unseren Betrieb. So sind die einzelnen Betriebsbereiche eng aufeinander abgestimmt und – trotz jeweils betriebswirtschaftlicher Eigenständigkeit – direkt miteinander „verzahnt“.

Alle betrieblichen Standbeine haben einen sehr hohen Energiebedarf gemeinsam:

·         Strom für Lüftungs- und Kühlungsanlagen, Beleuchtung, Produktionsanlagen, etc.

·         Strom für Mobilität – betriebliche Futtermittel- und Auslieferungslogistik (LKW, Transporter)

·         Wärme für die Teigwaren-Trocknung (ganzjährig) und Spitzenbedarf insbesondere in der Anfangsphase der Kükenaufzucht

Vor diesem Hintergrund und dem mit jedem betrieblichen Wachstumsschritt stark steigenden Energiebedarf haben wir begonnen, unseren Betrieb schrittweise mit selbst erzeugter Ökoenergie zu versorgen, die Logistik auf emissionsfreie Auslieferungs- und Futtermittellogistik mit E-LKW umzustellen und uns dadurch auch unabhängig von stark schwankenden Energiepreisen zu machen – ein Benefit der uns v.a. in den vergangenen Jahren sehr zugute gekommen ist.

Durch ein breites Bündel an Maßnahmen hat sich unser landwirtschaftlicher Betrieb in den vergangenen Jahren somit immer stärker zu einem regionalen Ökoenergie-Erzeuger entwickelt. Insbesondere die mit Anfang April 2025 in Betrieb genommene neue Biogasanlage und der bis Juni 2025 noch folgende Stromspeicher sind wesentliche Entwicklungsschritte hin zum komplett energieautark wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieb. Um die erzeugte Energie auch effizient nutzen zu können wurde ein eigenes betriebsspezifisches Energie-Managementsystem entwickelt.

 

Viele verschiedene Maßnahmen haben wir im Laufe der vergangenen Jahre gesetzt, um auf unserem Betrieb zukunftsweisend und energie-unabhängig wirtschaften zu können. 

Photovoltaik-Anlagen

Auf den Dächern sämtlicher Stallgebäude sind Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 400 kWp installiert. Ein Teil der Anlage ist ausschließlich nach Osten ausgerichtet und kann uns bereits ab Sonnenaufgang mit Strom versorgen, die restlichen Anlagen produzieren bis in die Abendstunden hinein Sonnenstrom. Primär dient der erzeugte Strom zur Eigenversorgung, parallel dazu werden untertags bis zu 200 kWh (Einspeise-Begrenzung wegen schlechter Infrastruktur) über den betriebseigenen Trafo in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Als Teil der OurPower Genossenschaft kann Sonnenstrom direkt von uns zu einem fixen Preis bezogen werden („mach deinen Strombezug zu deiner Strombeziehung“), der Rest wird basierend auf dem EPEX-Spot-Tarif verkauft.

Emissionsfreie Auslieferungs- und Futtermittellogistik/ E-Mobilität

Mit 06/2024 wurde der erste E-Scania Österreichs (Modell R450E B6x2*4NB mit einer Batteriekapazität von 624kWh) auf unserem Hof in Betrieb genommen. Durch einen Wechselrahmen-Aufbau wird der E-LKW seitdem für die folgenden betrieblichen Einsatzzwecke eingesetzt:

·         mit Kofferaufbau zur Lebensmittel-Logistik (Belieferung LEH und Großabnehmer)

·         zum Futtermittel-Transport als Silofahrzeug mit Anhänger, mit elektrischen Kompressoren zur emissionsfreien Silobefüllung

·         zum Restmassentransport (Wirtschaftsdünger aus der Biogasanlage)

 

Bei einer jährlichen Laufleistung von rund 50.000km werden somit rund 14.300l Diesel sowie 36 to CO2, 100kg NOx und 14,5kg Partikel pro Jahr eingespart. Geladen wird der E-LKW ausschließlich mit selbst erzeugtem Sonnenstrom – vorrangig in den Mittagsstunden mit schlechten/ z.T. negativen Spotpreisen bei Sonnenstrom-Einspeisung. Für die Umstellung der betrieblichen Transporter-Flotte auf E-Transporter läuft derzeit gerade ein Projekt.

Öffentlicher Schnell-Lader/ Stromtankstelle am Betrieb

Eine öffentlich zugängliche Schnelllade-Station (2x150kW) befindet sich seit Ende 2023 direkt am Betrieb – viele Kunden verbinden die Ladezeit mit einem Einkauf direkt im Hofladen

Biogasanlage

Durch unseren Tierbestand fallen sehr große Mengen an Mist und somit hochwertigem Wirtschaftsdünger an. Im Sinne nachhaltiger Kreislaufwirtschaft versuchen wir diesen Mist möglichst effizient mittels einer Biogasanlage zur Energieerzeugung zu nutzen, gleichzeitig damit aber auch noch weitere Problemfelder (Geruchsemissionen, Wärmebedarf, etc.) zu lösen.

Nach einer umfangreichen Planungs-, Projektierungs- und Genehmigungsphase wurde im Juli 2024 mit dem Abriss der Altanlage (rund 30 Jahre alt, eine der ersten Anlagen in Österreich, leistungsmäßig viel zu klein und technisch komplett veraltet) begonnen. Die Bauarbeiten für die Neuanlage wurden bereits 2024 abgeschlossen, das erste Quartal 2025 war mit umfangreichen elektro- und steuerungstechnischen Arbeiten sowie dem Hochfahren der Anlage vollends ausgelastet.

 

Mit Anfang April 2025 ist die neue Biogasanlage mit einer Leistung von 200kWel in Betrieb gegangen. In die Biogasanlage wurden insgesamt rund 1,5 Millionen € (netto) investiert, eine Investition in eine nachhaltige Zukunft die auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht von viel Idealismus und Überzeugung unsererseits getragen wird da es neben der OeMAG-Marktprämie keinerlei Förderungen etc. dafür gegeben hat.

·         Der erzeugte Strom wird über WEB energy als Ökostrom vermarktet, aufgrund des überdimensionierten Gasspeichers läuft die Anlage aber nur abends/ nachts/ in den frühen Morgenstunden – nach einem genau auf die tagesaktuellen SPOT-Tarife abgestimmten Anlagen-Fahrplan. Zu unseren Anlagen-Betriebszeiten (von ca. 18:00 abends bis ca. 09:00 am folgenden Morgen) sind die Strompreise laut EPEX-Spot am höchsten da alternative Energiequellen wie Sonne und Wind in diesem Zeitfenster wenig bzw. nichts liefern und gleichzeitig der Strombedarf am höchsten ist. Somit liefert die Biogasanlage abends/ nachts Strom ins Netz, die PV-Anlage untertags (über zwei verschiedene Zählpunkt-Nummern erfolgt eine saubere technische Trennung der Stromerzeugungs-Anlagen, die Einspeisung ist aufgrund der schlechten Netz-Infrastruktur mit 200kWh begrenzt).

·         Die Anlage wird mit Hühnergülle (alle Stallungen auf Gülle-Basis) angereichert mit rund 10% Grünschnitt-Silage von unseren Feldern zur Verbesserung des Gärungsprozesses als Ausgangssubstrate beschickt. Die bei der Fermentation anfallende Abwärme wird auf unserem Betrieb direkt benötigt - zur Teigwarenproduktion und -trocknung, für die Junghennen-Aufzucht, zum Beheizen der Betriebsgebäude und des Wohnhauses, somit kann der erforderliche Wärme-Nutzungsgrad erzielt werden.

·         Erzeugung von hochwertigem Wirtschaftsdünger: Biogasgülle – insbesondere aus der Geflügelhaltung stammend – ist ein sehr begehrter Wirtschaftsdünger in unserer Region, der neben Stickstoff v.a. auch viel Phosphor und Kalk enthält, für Wirtschaftsdünger-Abnahmeverträge mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben führen wir mittlerweile bereits Wartelisten. Durch diesen natürlichen organischen Dünger werden große Mengen synthetischer Handelsdünger eingespart, insbesondere für den Silomais-Anbau aber auch für die Grünland-Düngung.

·         Massive Einsparung von CO2-, Methan- und Ammoniakemissionen durch ein komplett geschlossenes, gasdicht ausgeführtes System bei der Vergärung und auch bei der anschließenden Lagerung der Gülle bis zur Ausbringung am Feld.

 

·         Imagebildung: Für ein gutes Miteinander zwischen Landwirtschaft, Anrainern und Touristen ist die Reduktion von Geruchsemissionen bei der Gülleausbringung essentiell. Vergorene Biogasgülle erzeugt – bei entsprechender fachgerechter Ausbringung - wesentlich weniger Geruchsemissionen als die Ausbringung von unvergorenem Hühnermist/ unvergorener Hühnergülle. 

Notstromfähige Stromspeicher-Anlage

Um unseren Betrieb inklusive Strombedarfsspitzen (z.B. an der Schnell-Ladesäule) wirklich komplett autonom versorgen zu können, im Bedarfsfall auch eine ausreichend dimensionierte Notstrom-Versorgung für alle Betriebsteile aufrecht erhalten zu können und auch Stromspitzen bzw. negative Einspeisetarife am Spot-Markt umgehen zu können wird das betriebliche Energiekonzept im Sommer 2025 um eine Stromspeicheranlage mit einer Kapazität von rund 520kWh komplettiert.

KI-gesteuertes Energie-Managementsystem

Über alle Energieerzeugungsanlagen und den wesentlichen betrieblichen Energie-Verbrauchs-faktoren liegt ein ausgeklügeltes und betriebs-individuelles Energiemanagement-System.

·         Von der in den verschiedenen erneuerbaren Energiequellen erzeugten Gesamtenergie wird zuerst der gesamte – im Tagesverlauf stark schwankende – betriebliche und private Strombedarf abgedeckt.

·         Auch der E-Fuhrpark bzw. die öffentlich zugängliche Schnell-Ladesäule werden zentral gesteuert über das Energiemanagement-System versorgt. Bei zu wenig Energieerzeugung wird beispielsweise die Ladeleistung von 150kW automatisch reduziert um keine unnötig teuren Stromzukäufe für Bedarfsspitzen zu haben (Wandlermessung, Netzebene 6).

·         Bis zu 200 kWh werden über den betriebseigenen Trafo in das öffentliche Stromnetz eingespeist, über eigene Zählpunkte kann genau nach der Herkunft des eingespeisten Stroms– Biogas oder Photovoltaik – differenziert werden.

·         Der betriebliche Wärmebedarf wird durch die Abwärme der Biogasanlage gedeckt, zur Wärmepufferung steht ein 15.000l Pufferspeicher mit E-Heizpatronen zur Verfügung, welcher bei Strom-Überschuss (z.B. während der Mittagszeit) bedient wird. So kann Energie welche nicht direkt benötigt wird bzw. deren Einspeisung ins Netz aufgrund der Einspeisebegrenzung unseres EVUs nicht möglich ist für eine gewisse Zeit „zwischengespeichert“ werden und steht z.B. für Heizung und Teigwaren-Trocknung auch in den Nachtstunden zur Verfügung.

 

·         Mit Inbetriebnahme der Stromspeicher-Anlage im Sommer 2025 wird auch die Speicheranlage in die Energiemanagement-Steuerung eingebunden und dient zur Abpufferung von Bedarfs- bzw. Erzeugungsspitzen.